Islamwissenschaftler Thomas Volk (Konrad-Adenauer-Stiftung) erklärt den Islamismus
Der Andrang auf der gestrigen Mitgliederversammlung der CDU Lichtenrade war groß. Das Thema „Islamismus in Deutschland – von der Schule in den Dschihad“ bewegte die Menschen. Gerade in Anbetracht der jüngsten Terroranschläge von Paris, Tripolis oder auch in Nigeria rückt islamistischer Terror wieder ins mediale Bewusstsein der Deutschen. Um sich diesem schwierigen und vielschichtigen Themenkomplex anzunehmen, begrüßte der Ortsverband den Islamwissenschaftler und Koordinator Islam und Religionsdialog der Konrad-Adenauer-Stiftung, Herrn Thomas Vok.
Nach einem kurzen Eingangsvortrag von Herrn Volk, mit präzisen Erklärungen und der klaren Benennung gegenwärtiger Problemfelder, ging es sodann in eine spannende und leidenschaftliche Diskussion. Darin berichtete Volk unter anderem von der „Muslimbruderschaft“ als erste gegründete islamistische Organisation (Ägypten, 1928) und, dass der Islamismus als politische Ideologie zu sehen sei. Von den etwa 41.190 in Deutschland lebenden Islamisten (Stand: 2013) sei jedoch nur ein Bruchteil gewaltbereit. Interessant wurde von den Zuhörern aufgenommen, dass Islamismus auch nicht zwangsläufig mit Gewaltbereitschaft verknüpft sei. Sorgen bereiten jedoch die stetige Zunahme innerhalb der Gruppe von Salafisten. Von 2011 bis 2014 hätte sich die Zahl der Anhänger von rund 3.800 auf über 7.000 erhöht. Thomas Volk sieht den Salafismus aufgrund seiner Radikalität als mit der Demokratie nicht zu vereinbarende Ideologie. Große öffentlichkeitswirksame Propagandaaktionen wie Patrouillen der „Sharia Polizei“ oder der Verteilung kostenloser Koraninterpretationen („Lies!“) auf dem Potsdamer Platz oder Kurfürstendamm erhöhten zudem die Aufmerksamkeit vor allem junger, nach Orientierung suchender Männer. In der Regel hatten diese mit Religion vorher überhaupt nichts zu tun. Hinsichtlich der Konvertiten berichtete Volk: „Oft ist es Zufall, ob jemand Islamist oder Rechtsradikaler wird.“ Das Zusammenspiel aus vermittelter Wertschätzung, unkritischer und vormittelalterlicher Herangehensweise an den, aus dem Jahre 632 n.Chr. stammenden Koran sowie die Verstärkung von Ablehnung gegenüber allem Andersartigen führten bereits über 600 gewaltbereite Islamisten nach Syrien und in den Irak.
Dort versuchen sie mit Hilfe von Massenmord und Folter einen „Steinzeit-Islam“ in einem Kalifat mit dem Namen „Islamischer Staat“ zu etablieren. Diesem Terror seien zu einem Großteil Muslime selbst zum Opfer gefallen. Charakteristisch für diese neue Terrorgruppe sei vor allem die Ablehnung von Pluralismus, Demokratie und Parlamentarismus sowie die Abwertung anderer Lebensweisen, als auch der Anspruch auf die absolute Wahrheit über den Willen Gottes, so Volk.
Neben diesen Themen diskutierten die Mitglieder vor allem über die Sorge, welche Auswirkungen gewaltbereite Muslime auf die Sicherheit deutscher Bürger haben und wie Politik und Gesellschaft dem entgegentreten können. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Prävention, „weil es einfacher ist, jemanden vor dem Abgleiten in den gewaltbereiten Islam zu bewahren als ihn dort wieder herauszuholen“, stellte Thomas Volk fest. Deutlich wurde erneut, dass es aufgrund der Heterogenität des Islam nicht den einen Islam gäbe, sondern unzählige verschiedene Ausprägungen. Somit steht der gewaltbereite Islam nicht für die große Mehrheit der friedlichen Muslime. Dennoch lässt sich das Faktum, dass sich islamistische Terroristen auf den Islam berufen, nicht wegdiskutieren.
Referent Thomas Volk schloss mit konstruktiven Lösungsansätzen, wie zum Beispiel der Einführung eines flächendeckenden islamischen Religionsunterrichts in deutscher Sprache an Schulen. Hierbei könne unter Aufsicht des Staates einer Radikalisierung aus Unwissenheit über den Islam vorgebeugt werden.