Volkstrauertag 2011

Rede von Nicolas Zimmer MdA auf dem evangelischen Friedhof Lichtenrade

Am 13. November 2011 wurde der Volkstrauertag 2011 auf dem evangelischen Friedhof Lichtenrade in der  Paplitzer Str. 10-24 begangen. Zu diesem Anlass hielt der Lichtenrader Wahlkreisabgeordnete Nicolas Zimmer MdA eine Rede mit u.a. folgenden Gedanken.
Nicolas Zimmer MdA beim Volkstrauertag 2011.Nicolas Zimmer MdA beim Volkstrauertag 2011.

Zum Volkstrauertag 2011

In ganz Deutschland trauern wir heute um die Opfer der beiden Weltkriege. Wir trauern um die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Und wir trauern heute um die Opfer von Krieg, Terror und Gewalt.

Wir haben uns, wie in den Jahren zuvor, am Mahnmal für die Toten der beiden Weltkriege versammelt. Neun Millionen Menschen verloren allein im Ersten Weltkrieg ihr Leben. Über 55 Millionen starben im Zweiten Weltkrieg.

Der Nationalsozialismus verfolgte unbarmherzig diejenigen, aus Sicht der herrschenden anders waren. Mehr als 6 Millionen Juden wurden im Rassenwahn ermordet. Hundertausende Menschen wurden als Sinti und Roma, Kommunisten oder Homosexuelle umgebracht. Diese Zahlen sind in ihrer Ungeheuerlichkeit so abstrakt, dass die Gefahr besteht, zu vergessen, dass es sich bei jedem einzelnen um einen Menschen mit Hoffnungen, Wünschen und Träumen handelte.

Das Mahnmal zeigt einen betenden Soldaten, er trauert vielleicht um einen gefallenen Kameraden. Auch wenn der Zweite Weltkrieg vor mehr als 65 Jahren endete und wir seitdem in Deutschland in Frieden leben dürfen, sind unsere Soldaten auch heute in blutige Konflikte verwickelt.

Alleine in diesem Jahr sind sieben deutsche Soldaten in Afghanistan gefallen, und eine Vielzahl von Kameraden ist verletzt an Körper und Seele in die Heimat zurückgekehrt.

Wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass Auseinandersetzungen, wie in Afghanistan, eine neue Qualität haben. So mussten dort bei den vom Sanitätsdienst eingesetzten Transportpanzern die Rot-Kreuz-Kennzeichnungen teilweise wieder entfernt werden, denn gerade diese Fahrzeuge wurden bevorzugte Angriffsziele der Aufständischen - weil diese schwächer bewaffnet sind. Die tödliche Auseinandersetzung mit einem Feind, der sich jenseits unserer Vorstellungen von Moral bewegt, stellt besondere Anforderungen an die Charakterstärke der dort eingesetzten Truppen, denn auch dort dürfen wir die Menschlichkeit nie in den Hintergrund treten lassen.

Gestern wie heute sind Intoleranz und Fanatismus die Wurzel von ungeheurem Schmerz und Leid.

Wir müssen nicht erst nach Afghanistan schauen. Unmenschliche, sinnlose Gewalt begegnet uns auch in Berlin – am 17. September starb in Berlin Giuseppe M., weil er auf der Flucht vor U-Bahn-Schlägern auf dem Kaiserdamm von einem Auto überrollt wurde.

Wir haben die Bilder von jungen Männern, die auf die Köpfe von am Boden liegenden, wehrlosen Opfern eintreten, alle noch vor Augen.

So ist der Volkstrauertag nicht nur ein Tag des Erinnerns an historische Ereignisse, sondern auch eine Mahnung zur Zivilcourage, eine Mahnung an die Gesellschaft, Schwache zu schützen und die Würde und das Leben jedes einzelnen als höchstes Gut zu achten.


Totenehrung

Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten. Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.