Plenarrede von Hildegard Bentele vom 28. Januar 2016 zum Antrag der Fraktion Die Linke "Das Probejahr an Gymnasien abschaffen! – Gesetz zur Änderung des Schulgesetzes für das Land Berlin", Drucksache 17/2564, Zweite Lesung
Sehr geehrter Herr Präsident!
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Die völlig unzureichende Argumentationslage der Linken ist durch die Ausschussbefassung, bei der sogar eine Anhörung durchgeführt wurde, um keinen Deut besser geworden. Beim Probejahr handelt es sich um ein notwendiges Korrektiv des Elternwillens, um Kinder vor Überforderung zu schützen, was allgemein als sinnvoll und im Vergleich zu den Regeln in allen anderen Bundesländern auch als human anerkannt wird.
Frau Remlinger! Sie haben Qualität angemahnt. Die Koalition hat in dieser Legislaturperiode auf unsere Initiative das Probejahr mit einem verpflichtenden Beratungsgespräch ab einem Schnitt von 3,0 sowie mit erheblichen Investitionen in das Gymnasialpersonal in Klasse 7, um eine gezielte Förderung sicherzustellen, abgepuffert und damit die Weichen dafür gestellt, dass noch mehr Schüler als bisher – die Umsteigerzahlen gehen ja auch zurück – das Probejahr erfolgreich bestehen.
Wer einen Wechsel von der Gymnasialklasse 7 in die Klasse 8 der ISS in einem Schulsystem mit zwei gleichwertigen Säulen als Drama oder Skandal darstellt – da gebe ich Herrn Oberg recht –, der hat das Zweisäulensystem nicht begriffen oder nicht verstanden, dass ein Probejahr eben ein Probejahr ist.
[Lachen von Regina Kittler (LINKE)]
Mögliche Härten rühren auch eher daher, dass man sich bei einem Wechsel nach Klasse 7 aufgrund der insgesamt sehr vollen Schulen ISS oft nicht mehr aussuchen kann. Das führt uns aber nur zurück zu dem Punkt, dass man sich die Schulwahl in Klasse 6 eben sehr gut überlegen sollte. Dafür haben wir die Beratungsgespräche, teils auch Tests und die in Zukunft besser mit Personal ausgestatteten siebten Gymnasialklassen.
Vizepräsident Andreas Gram: Gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Kittler?
Hildegard Bentele (CDU): Nein!
[Regina Kittler (LINKE): Haben Sie Angst davor oder was?]
Wir als CDU schlagen zusätzlich auch vor, die Grundschulnoten noch aussagekräftiger zu machen, um das Risiko einer Fehlwahl weiter zu minimieren. Also wir haben mit einem Jahr dauernden Probejahr und den beschriebenen Sicherheitsmechanismen gute Regelungen etabliert, um den Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule sinnvoll und erfolgreich zu gestalten. Deshalb lehnen wir den Antrag der Linken ab. – Danke!
[Beifall bei der CDU und der SPD]
Quelle: Abgeordnetenhaus von Berlin, 17. Wahlperiode, Plenarprotokoll, 75. Sitzung, 28. Januar 2016