Die CDU-Fraktion begrüßt die Vorlage des Abschlussberichts des Pilotversuchs "Gemeinschaftsschule". Die Schulform Gemeinschaftsschule wurde schon in verschiedenen Bundesländern erprobt und wieder verworfen und teils wieder neu erprobt. Insofern ist es richtig, das Pilotprojekt eng wissenschaftlich zu begleiten.
Im Rahmen der von uns verfolgten ideologiefreien Bildungspolitik hat jedes pädagogische Modell seine Berechtigung, wenn es von Schülern und Eltern nachgefragt bzw. es Lehrer gibt, die es anbieten wollen. Die CDU steht für ein vielfältiges Schulsystem und damit bspw. auch für freie Schulen, in denen, wie z. B. im Falle der Waldorfschulen, schon lange Gemeinschaftsschulkonzepte angewandt werden.
Aus unserer Sicht entscheidend ist, dass die Berliner Schulen Absolventen mit aussagekräftigen Abschlüssen, die zu einer Berufsausbildung oder einem Studium führen, hervorbringen. Ebenso wollen wir Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf so gut wie möglich zu einem eigenständigen Leben und zur bestmöglichen Entfaltung ihrer Talente befähigen. Entscheidend für die Beurteilung der Wirksamkeit eines pädagogischen Konzepts ist, inwieweit dieses bei gleicher Personalausstattung bessere Ergebnisse erzielt als herkömmliche Schulen. Denn ein Personalvorsprung erlaubt üblicherweise bessere individuelle Förderung und damit insgesamt bessere Schülerleistungen.
Interessant am vorliegenden Bericht ist, dass größere Lernzuwächse in einigen Bereichen im Gegensatz zu früheren Erhebungen erkennbar sind. Die stärkere Entkopplung der Schülerleistungen von der sozialen Herkunft ist dabei ein erfreuliches Ergebnis.
Wir haben jedoch immer betont, dass für eine in Ansätzen aussagekräftige Bewertung der Berliner Gemeinschaftsschulen, unter denen es eine große Vielfalt gibt, das "Durchlaufen" mindestens einer ganzen Schülergeneration, also von der ersten Klasse über das Ablegen eines Abschlusses am Ende der Sekundarstufe I bis zum Abitur notwendig ist.
Insbesondere auch deshalb, da nach der Absenkung der Anforderungen in den MSA-Prüfungen zum Schuljahr 2014/2015 keine zuverlässigen Aussagen mehr darüber gemacht werden können, dass das formale Erwerben dieser Berechtigung auch dazu führt, dass die Schüler den Anforderungen der gymnasialen Oberstufe tatsächlich gewachsen sein werden (siehe Bericht Seite 132). Die vorliegende Studie bleibt im Beobachtungszeitraum vor dem Ablegen der MSA-Prüfungen stehen. Auch werden die Lernzuwächse nicht dem Berliner Koordinatensystem an Leistungsanforderungen zugeordnet. Daher können die Gemeinschaftsschulen mit den Berliner Integrierten Sekundarschulen und Gymnasien, die ja ihre Bezugsgrößen sein müssten, schwer in Beziehung gesetzt werden. Auch scheint der Übergang von Klasse 6 in die Sekundarstufe noch eine Klippe zu sein, wie das Beispiel der Gemeinschaftsschule in Tempelhof-Schöneberg zeigt. Hier haben sich in der ersten Runde der Anmeldungen auf 79 angebotene Plätze nur 19 Schüler beworben. Die Berliner Gemeinschaftsschule ringt vielfach noch mit sich, von einem wirklich bewährten Schulkonzept kann also noch keine Rede sein. Die GEW-Forderung, alle bestehenden Schulen in Gemeinschaftsschulen umzuwandeln und neue nur noch als Gemeinschaftsschulen zu eröffnen, kann vor diesem Hintergrund nur verwundern.